Ricarda Plümpe ist nicht nur Director of Business Intelligence bei HERO Software, sondern auch eine leidenschaftliche Führungskraft, die es versteht, Menschen und Daten zusammenzubringen. Mit einem Hintergrund in Finanzen und einer Begeisterung für datenbasierte Entscheidungen zeigt sie, wie man Teams zu Höchstleistungen motiviert und gleichzeitig eine nachhaltige Datenkultur aufbaut. Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen und gibt Einblicke in ihre Führungsphilosophie sowie wertvolle Tipps für Frauen in männerdominierten Branchen.
Das ITgirl im Profil
Name: Ricarda Plümpe
Position: Director Business Intelligence
Traumberuf als Kind: Archäologin
Unternehmen: HERO Software GmbH
Du bist Director of Business Intelligence bei HERO Software. Was kann man sich unter diesem Jobtitel vorstellen und was begeistert dich an deiner Rolle?
Als Director of Business Intelligence bei HERO Software leite ich zwei Teams: eines für den Bereich Daten und eines für unser CRM-System. Der Zweck unseres Bereiches Business Intelligence ist es, datenbasierte Entscheidungen im gesamten Unternehmen zu fördern und Prozesse effizienter zu gestalten. Meine Aufgabe als Director und damit Führungskraft ist es, den Teams klare Orientierung zu geben und sicherzustellen, dass sie verstehen, wo wir mit HERO hin wollen und wie wir unsere ambitionierten Ziele für das kommende Jahr, wie die Verdopplung des wiederkehrenden Umsatzes, erreichen können.
Dabei ist mir wichtig, dass alle Mitarbeitenden wissen, welchen Beitrag sie bzw. unser Team dazu leistet. Ich möchte ein Umfeld schaffen, wo man als Einzelne und als Team genauso wachsen kann, wie es unser Unternehmen tut.
Was mich an Business Intelligence begeistert, ist die Möglichkeit, eine Datenkultur aufzubauen, in der Daten und die Erkenntnisse daraus die Basis für unsere Entscheidungen sind. Als Führungskraft motiviert es mich besonders, zu sehen, wie Teams und Einzelpersonen wachsen.
Wie bist du von einem Wirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Finanzen zu HERO, einem Software Start-up für Handwerksbetriebe, gekommen?
Mir war schon immer wichtig, mit meiner Arbeit einen sichtbaren Impact zu erzeugen. HERO - ein agiles Unternehmen, das sich das Ziel gesetzt hat, die Handwerksbranche zu revolutionieren und einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten, ist daher ein Perfect Match. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht zusammenpasst, hat mich schon im Studium alles rund um Datenanalyse, Produktmanagement und Start-ups begeistert. Nach Praktika im Corporate Finance & Market Intelligence bei größeren Unternehmen war die erste Praxiserfahrung, für die ich wirklich gebrannt habe, ein Gründer-Praktikum bei einem FinTech. Dort konnte ich mich extrem einbringen und habe unter anderem eine datenbasierte Kundensegmentierung geschaffen. In diesem Moment habe ich erkannt, dass es im Berufsleben auch andere spannende Wege gibt, die über Finance hinausgehen.
Auf LinkedIn schreibst du, dass du „passionate about leading Hero Software into a future, where our decisions are guided by the intelligence derived from data" bist. Warum ist das ein Zukunftsthema und noch keine Realität?
Die Entwicklung der Datenreife, oder Data Maturity, geschieht nicht über Nacht. In der Anfangsphase war unser Unternehmen klein, und Entscheidungen basierten oft eher auf Intuition als auf fundierten Datenanalysen. Mit dem Wachstum des Unternehmens wurde es jedoch unerlässlich, quantifizierbare Entscheidungen zu treffen und auf mehr Daten zurückzugreifen. Eine große Herausforderung war, dass Daten anfangs oft in Silos existierten – beispielsweise lagen Kundenzufriedenheitsdaten im Kundenservice und Nutzungsdaten in der Software. Wir haben diese Daten mittlerweile größtenteils zusammengeführt, doch das allein reicht nicht aus. Die Daten müssen auch transformiert werden. Wenn wir sie nur im Rohformat bereitstellen, entstehen im Unternehmen unterschiedliche Wahrheiten, die die Entscheidungsfindung erschweren. Darüber hinaus ist Bildung entscheidend. Es ist wichtig, den Mitarbeitenden zu vermitteln, dass der Umgang mit Daten keine Raketenwissenschaft ist, sondern tatsächlich einfach und erkenntnisreich sein kann.
Du leitest inzwischen bereits das dritte Mal eine Abteilung bei HERO Software. Was motiviert dich, ein Team zu führen und wie hast du die Entwicklung deines Führungsstils auf diesem Weg wahrgenommen?
Ich glaube fest daran, dass ein Team mehr erreichen kann als die Summe der Einzelnen. Es ist entscheidend, von anderen herausgefordert zu werden und von ihrer Expertise zu lernen. Als Führungskraft lege ich großen Wert auf aktives Zuhören und offenes, ehrliches Feedback in beide Richtungen. Die Teams arbeiten autonom und setzen ihre eigenen Prioritäten; meine Rolle besteht darin, sie zu unterstützen und herauszufordern, ohne ihnen vorzuschreiben, was zu tun ist.
Aktives Zuhören, die Fähigkeit, direktes Feedback zu geben, sowie die Bereitschaft, Verantwortung abzugeben, sind Führungsqualitäten, die ich mir im Laufe der Zeit angeeignet habe – das war nicht immer so.
Was macht deiner Meinung nach eine gute Führungskraft aus?
Eine gute Führungskraft gibt Orientierung und schafft ein Umfeld, in dem Mitarbeitende sich entfalten und wachsen können. Aktives Zuhören, eine offene Feedbackkultur und klare Kommunikation sind dabei zentral, um Vertrauen und ein positives Arbeitsklima zu fördern. Es ist wichtig, den Mitarbeitenden Raum für eigene Entscheidungen zu geben und Autonomie zu fördern. Dabei muss eine Führungskraft nicht in jedem Bereich Spezialist sein. Es geht vielmehr darum, Vertrauen in das Team zu haben und dessen Stärken zu nutzen, um gemeinsam erfolgreich zu sein – und zu erkennen, dass nicht alles selbst in die Hand genommen werden muss und sollte.
Die Handwerksbranche ist ähnlich wie die IT-Branche immer noch stark männerdominiert. Welchen Rat würdest du jungen Frauen geben, die ihre Studien- /Berufswahl aus diesem Grund abwägen?
Die Männerdominanz in der Tech- und Handwerksbranche ist ein strukturelles Problem. Wichtig ist die Frage: Könnte ich dieses Studium oder diesen Beruf spannend finden? Die Tech-Branche bietet enorme Möglichkeiten, wirklich etwas zu bewirken – etwa Handwerker:innen durch bessere Prozesse den Alltag zu erleichtern oder den Ausbau erneuerbarer Energien wie Photovoltaikanlagen voranzutreiben, weil sie durch Technologie einfach mehr Projekte umsetzen können.
Deshalb: Sei mutig und lass dich nicht von Vorurteilen oder strukturellen Hürden aufhalten. Und keine Sorge: Es ist völlig normal, nicht immer alle Antworten zu haben und sich manchmal überfordert zu fühlen.
Was macht ihr speziell bei HERO, um die Vielfalt im Unternehmen zu fördern?
Vielfalt hat bei uns höchste Priorität, insbesondere im Recruiting. Wir legen großen Wert darauf, ein breites Spektrum an Talenten anzusprechen, um ein vielfältiges Team zu schaffen. Diversity, Equity und Inclusion (DEI) sind in allen Unternehmensprozessen verankert. Wir setzen klare DEI-Ziele in unserem Performance Management und führen regelmäßige Gehaltsanalysen durch, um eine faire und wettbewerbsfähige Vergütung sicherzustellen. Darüber hinaus bieten wir flexible Arbeitsmodelle, die den individuellen Bedürfnissen unserer Mitarbeitenden Rechnung tragen. Regelmäßige Lunch & Learn-Sessions fördern das Bewusstsein für unbewusste Vorurteile und inklusive Führung, was zu einem respektvollen und unterstützenden Arbeitsumfeld beiträgt.
Welchen Herausforderungen steht ihr als HERO Software mit eurem Unternehmen derzeit gegenüber?
Als Scale-up konzentrieren wir uns stark auf Wachstum, gleichzeitig ist es entscheidend, unsere Unternehmenskultur zu bewahren, insbesondere angesichts der zahlreichen Neueinstellungen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, unsere Prozesse so zu gestalten, dass sie skalierbar sind.
Welche Technologietrends findest du derzeit besonders spannend? Hast du Podcasts, Newsletter oder ähnliches mit denen du dich auf dem Laufenden hältst? Wenn ja, welche?
Ich finde alles rund um Künstliche Intelligenz äußerst spannend, da es auch den Bereich Daten stark verändern wird. Fragen wie „Brauchen wir in Zukunft noch Datenanalysten?" beschäftigen mich dabei besonders. Um auf dem Laufenden zu bleiben, höre ich unter anderem regelmäßig den Podcast „Doppelgänger Tech Talk" und lese gerne Artikel auf Medium zu Datenthemen.
Wenn du auf deinen bisherigen Karriereweg zurückblickst, was waren deine drei wichtigsten Lessons Learned? Würdest du heute etwas anders machen?
Wachstum geschieht in der Konfrontation mit Herausforderungen.
Was heute unlösbar erscheint, ist es in ein paar Monaten nicht mehr. Du musst nicht alles können. Achte auf eine ausgewogene Balance. Care deeply sollte immer bei sich selbst beginnen.
Würde ich etwas anders machen? Wahrscheinlich nicht, denn all diese Erfahrungen gehören zum Lernprozess. Natürlich wäre ich gerne entspannter an Herausforderungen herangegangen und hätte mich selbst weniger hart beurteilt – aber so weit war ich damals nicht. Umso schöner ist es, dass ich es heute bin.
Ricarda zeigt eindrucksvoll, wie datenbasierte Entscheidungen und empathische Führung Hand in Hand gehen, um Teams und Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Ihr Rat an junge Frauen: „Sei mutig und lass dich nicht von Vorurteilen oder Hürden aufhalten!" Wer mehr über die Zukunft datengetriebener Unternehmen erfahren möchte, findet spannende Einblicke in der McKinsey-Studie „The Data-Driven Enterprise of 2025“. Du findest die Studie auf dieser Website.